Als Designagentur arbeiten wir ja großteils sowieso digital – natürlich abgesehen von KundInnen- und anderen Auswärtsterminen wie zum Beispiel Workshops etc. Dementsprechend schnell konnten wir reagieren, als es hieß: Ab morgen bitte alle ins Homeoffice. Und zwar auf unbestimmte Zeit.
Uns war zu diesem Zeitpunkt nur eines klar: Der Höhepunkt der Corona-Krise würde wohl noch ein Weilchen auf sich warten lassen. Deshalb war es vor allem eine nagende Ungewissheit, die uns Anfang März durch die Köpfe ging. Nichtsdestotrotz waren wir guter Dinge und motiviert, das Beste aus der Situation zu machen. Und das taten wir auch.
Aber nun einmal ganz ehrlich: Gab es auch Schwierigkeiten? Ja, schon. Gab es Erfolgsmomente? Definitiv. Gab es zukunftsweisende Learnings? Ja, zu 100%. Aber mehr dazu gleich. Fangen wir doch mal von vorne an.
Wie war für uns die Umstellung auf die Homeoffice-Situation?
Zwar war den meisten von uns die Arbeit im Homeoffice nicht gänzlich fremd, längerfristig hatte jedoch fast niemand von uns Erfahrung damit, von zuhause aus zu arbeiten. Die Umstellung fiel nach der ersten Eingewöhnungsphase fast allen leicht: Essentielle Arbeitsgeräte wurden aus dem Büro geholt, Esstische und Kinderzimmer zu Arbeitsplätzen umfunktioniert und schon kurz darauf lächelten wir uns schon gegenseitig auf Skype zu. Diese positive Grundstimmung schafften wir dank ausgeprägtem Teamgeist auch über die Wochen hinweg aufrechtzuerhalten. Im Großen und Ganzen gestaltete sich unser Umzug in die jeweiligen Homeoffices also als relativ entspannt. Klar, fehlte hier mal ein Drucker, oder da mal der Platz, um Designentwürfe räumlich auszuprobieren. Aber im Notfall konnten wir nach Absprache auch schnell mal ins Büro radeln.
Was lief gut, was lief schlecht?
Wenn plötzlich Kinder und Katzen zu den „ArbeitskollegInnen“ zählen, der Weg zum Kühlschrank nie weit ist und man die Kaffeemaschine strategisch neben den Schreibtisch platziert hat, stellt sich die unweigerliche Frage: Kann man so überhaupt produktiv arbeiten? Und wie sieht es mit der Kommunikation im Team aus, wenn diese nur mehr virtuell stattfindet? Auch Homeschooling und neu strukturierte Tagesabläufe sind Aspekte, an die wir uns erst einmal gewöhnen mussten. Wie es uns hinsichtlicher diverser Faktoren in den letzten Wochen ergangen ist, zeigt folgende Auswertung unserer internen (nicht-repräsentativen) Umfrage:
Umfrage: Wie empfanden wir die einzelnen Faktoren im Homeoffice im Vergleich zum „normalen“ Büroalltag?
1 = viel schlechter
2 = eher schlechter
3 = weder besser noch schlechter
4 = eher besser
5 = viel besser
Fazit: Im Durchschnitt empfanden wir die Arbeit im Homeoffice etwas produktiver, als im Büro. Auch, was Kreativität, die Erschöpfung nach dem Arbeitstag, eine effiziente Pausengestaltung und die Strukturierung des Tagesablaufs betrifft, scheint es eine leichte Verbesserung zu sonst gegeben zu haben. Gefühlsmäßig schlechter ging es uns mit der Kommunikation im Team, bei der Trennung zwischen Privat- und Berufsleben, der Zusammenarbeit an gemeinsamen Projekten und dem Abschalten nach dem Arbeitstag.
Was waren die größten Hürden und Herausforderungen?
Raus aus den Federn und noch im Pyjama ins erste Skype-Meeting? Was im ersten Moment verlockend klingt, stellt sich in Wahrheit meistens doch als nicht ganz so prickelnd heraus. Darauf können wir in Zukunft gerne wieder verzichten:
- Keinen festen Arbeitsbeginn zu haben
- Fehlender Arbeitsweg, der einen mental auf den Tag vorbereitet
- Keinen persönlichen Kontakt zu anderen Teammitgliedern zu haben
- Keine Besprechungen in Echtzeit und lockere Gespräche zwischendurch
- Keine Ablage für Arbeitsmaterialien zu haben
- Das private Wohn-/Esszimmer in einen Arbeitsplatz verwandeln zu müssen
- Schmerzende Ohren durch Köpfhörer während der ganzen Videocalls
Was sind unsere Learnings?
Herausfordernde Situationen sind da, um daraus zu lernen. Wir sind uns ziemlich sicher, dass uns die letzten Wochen nicht nur auf gesellschaftlicher Ebene geprägt haben, sondern auch nachhaltig die Arbeitswelt beeinflussen. Auch wir kehren nun mit einigen Learnings in den normalen Arbeitsalltag zurück. Folgende Dinge nehmen wir uns aus den Homeoffice-Zeiten mit:
- Routinen beibehalten und sich wie an einem normalen Arbeitstag zurechtmachen
- Sporteinheiten vor Arbeitsbeginn einbauen
- Fixe Zeiten einteilen, um zum Beispiel Mails zu checken und interne Dinge abzuklären
- Flexiblere Gestaltung des Arbeitstages: Zwischendurch auch mal spazieren gehen
- Das eigene Energielevel besser berücksichtigen
- Öfter kleine Pausen zwischendurch machen und stretchen
- In der Mittagspause oder nach der Arbeit rausgehen, um den Kopf frei zu bekommen
- Effiziente Kommunikation: fixe Start- und Endpunkte bei Besprechungen
- Strukturiertes Arbeiten: Entsprechende Vorbereitungen für mehr Effizienz im Team
- Flexibilität: Bereit sein, kurzfristig neue Lösungswege zu gehen
- Communication is key!
- Und zu guter Letzt: Es geht alles, wenn man will!
Wie geht es weiter? Darauf freuen wir uns nun am meisten!
9 Wochen sind vergangen, seit wir das letzte Mal gemeinsam in einem Raum gearbeitet, gegessen und geplaudert haben. Eine Kollegin wird zwar weiterhin in ihrem Homeoffice in München arbeiten, für das restliche Team ist es nun aber soweit: Die Normalität hält so langsam wieder Einzug! Und es gibt so einiges, was wir schon gar nicht mehr erwarten können:
- „Auf jeden Fall auf die Kolleginnen, das gemeinsame Kochen, Mittagessen und die Gespräche. Den Drucker vermisse ich aber auch schon ein bisschen.“ ;)
- „Auf schnelle gemeinsame Besprechungen zwischendurch und das Skizzieren am Tisch.“
- „Darauf, abends heimzukommen und nicht den Schreibtisch und die ganze Arbeit im Blick zu haben.“
- „Auf mehr Fokus und weniger Ablenkung.“
- „Auf gemeinsames kreatives Brainstorming und den direkten Austausch.“
- „Auf die Bewegung in der Früh. Morgens mit dem Rad in die Arbeit zu radeln lüftet gleich den Kopf.“
- „Auf meine liebsten Arbeitskolleginnen wo gibt! Skypen ist halt doch nicht dasselbe.“
Unser Fazit
Wir können uns vorstellen, dass es einen großen Unterschied macht, ob man unter „normalen“ Umständen im Homeoffice ist, oder zu Corona-Zeiten. Da sich unser aller Leben mit den Ausgangsbeschränkungen, dem veränderten Hygieneverhalten und „Social Distancing“ aktuell sehr stark geändert hat, fiel die Veränderung des Arbeitsplatzes vielleicht gar nicht so ins Gewicht.
Wir versuchen jedenfalls, so viel Positives wie möglich aus dieser Krise mitzunehmen. Schön war vor allem auch zu sehen, dass man auf Zeit doch einiges aushält. Wie gut die Arbeit funktioniert ist natürlich auch von den Projekten abhängig. Wir hatten das Glück, dass keine komplett neuen Projekte aufkamen, sondern wir von vornherein gut gebrieft ins Homeoffice gingen. Das wird in Zukunft auch wieder anders, wenn Projekte von Null starten.
Wir freuen uns darauf, Workshops wieder „normal“ abhalten zu können, Räume vor Ort zu besichtigen und Ideen gemeinsam an einem Tisch zu generieren. Alles in allem hat mit der nötigen Organisation alles gut geklappt. Trotzdem sind wir froh, dass es jetzt wieder zurück in die Normalität geht.
Unsere Homeoffice-Zeit in GIFS
…Ein kleiner Einblick in die Highlights unserer täglichen Skype-Konversationen: